TAGEHEFT
ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).
1. April 2025
Wer wird denn erwarten, daß eine verfolgte Minderheit nur Frieden hält und freundlich ist?
2. April 2025
Ein Einzelkämpfer und eine Gruppe dürfen sich aufopfern bis zum endgültigen Ende. Die Führer eines Volkes, das droht geopfert zu werden, haben die Pflicht zum schnellen Friedensschluß, zur Not als Kapitulation.
3. April 2025
Kann man einem Menschen das Recht verwehren, Karin Prien widerwärtig zu finden? Kann man sie für unangreifbar erklären, weil sie Jüdin und rothaarig ist oder legt ihr nicht beides eine Verantwortung auf, anders zu sein, als Vorurteile es behaupten?
4. April 2025
Es gibt etliche politisierende Kriminelle, denen man begegnet sein möchte, als sie noch ein Kind waren - in der Hoffnung, daß sie in diesem Alter noch unschuldig oder zumindest durch schlagende Argumente beeinflußbar waren.
5. April 2025
Ist der verfemte angebliche orangene Horrorclown weit genug entfernt, erhebt sich der Hohngesang der Kurz- und Garnichtdenker und all der zu kurz gekommenen Media-Toren. Verläßt er aber seine Hauptstadt und kommt ihnen näher, werden die Schreier moderater.
6. April 2025
Eine amtliche Ideologin, begabt mit dem Blick einer Mörderin, der in jedem Kriminalfilm lebensecht wirken würde, beklagt sich über ideologisch geprägte Positionen der Gegenseite.
7. April 2025
Vor über zweihundert Jahren gab es deutsche Romantiker, die glaubten, Napoleon könne auch ihr Kaiser sein. Sie wollten nicht begreifen, daß es seine Aufgabe war, für seine Person und darüber hinaus für Franzosen und nur für Franzosen zu sorgen.
8. April 2025
Das Allerdümmste ist der unreflektierte Vorwurf gegen die Schweigenden wegen ihres Schweigens. Zu schweigen ist ein Recht, das auch der Täter hat.
9. April 2025
Aufklärung ist erforderlich nicht über das Gewußte und Bekannte, sondern über die Unendlichkeit der ungewußten und dunklen Materialien.
10. April 2025
Der Aufstand gegen die Mutter, die niemals aus uns hinauszubekommen ist. Der Aufstand mit allzubald verklingenden Wunschkonzerten gegen die Materie.
11. April 2025
Jeder Anfang beginnt, wenn man den langen Verlauf betrachtet, den Abstieg.
12. April 2025
Ein Haar auf der Jacke genügt ihnen als Anlaß, sie wegzuwerfen.
13. April 2025
Welch ein verbrecherischer Raub, einem Menschen die Chance auf sein Scheitern, den Lebenskampf und die Chance der Selbstrettung zu nehmen!
14. April 2025
Ist einer mit dir, gibt er dir einen Rat. Sind es zwei, steigt die Zahl der Vorschläge und alternativen Auswege. Sind viele mit dir, hast du einen dissonanten Chor um dich. Und immer mußt DU es wissen.
15. April 2025
Hatte Gottfried Benn, der Sohn eines Pfarrers, das Recht, die Liebenden und die Spötter für verächtlich zu erklären, wo doch niemand verachtet werden darf?
16. April 2025
Die Welt endet mit der Straße in Breiderheide mit seinen zwei Häusern. Wer eine breite und weite Heide erwartete, wird darüber belehrt, daß es zu dem Dorf Breid eine Art supplementäre Ödnis gab, die halt so benannt wurde. Kaum jemand, der nicht hierher gehört oder wenigstens den Einwohnern bekannt ist, kommt an diesen Ort. Daher stehen die Bewohner am Fenster, wenn ein verirrter Autofahrer, von einem Hinweisschild ohne massive Sackgassenwarnung herbeigelockt, an der Engstelle zu wenden versucht.
17. April 2025
Unter den Rußlanddeutschen hatte der Vorname LYDIA einen Anklang von guter christlicher Tradition und zugleich etwas Orientalisch-Fernes. Das antike Lydien der Könige und der Apostel lebte darin. Für die aus den Westgebieten wirkte er oft genug verstaubt, überholt und lächerlich.
18. April 2025
Wie sollten sich Wölfe und Hunde jenseits des Elementaren verständigen, da doch der Wolf stets um Nahrung und Territorium kämpft, während die Kämpfe des Hundes in aller Regel rein symbolisch und rituell sind und er seine Nahrung eintauscht gegen Anwesenheit und Arbeit?
19. April 2025
Das erhöhte Krebsrisiko der Tätowierten ist ein Gruß der Evolution.
20. April 2025
Es ist oft lästig, gefragt zu sein. Aber gefragt zu werden ist nicht allein lästig, sondern ein Übergriff.
21. April 2025
Ohne Sünde gibt es göttliche Gebote nur noch als Zutaten zu einer metaphysischen Denk- und Comic-Figur.
22. April 2025
Das Oberhaupt einer Gruppe oder Organisation wird auch als KOPF bezeichnet. Oft genug ist damit ein Hohlraum unter Haaren gemeint.
23. April 2025
Gab es nicht eine Zeit, als Kritik, die immer eine begrenzte oder vollständige Delegitimierung ist, als unerläßlich angesehen wurde, damit sich die Dinge verbessern oder zumindest nicht verschlechtern?
24. April 2025
Wenn die Tradition zuerst verfällt und wenig später zerfällt, entsteht ein Chaos, das durch Direktiven der Regierenden mühsam und schlecht geordnet wird.
25. April 2025
Alle Macht des Geistes und des Wortes ist eine Setzung, die in die Zukunft verweist.
26. April 2025
Diejenigen, deren Denkwerkzeuge und moralische Innenausstattung mottenzerfressen sind, werfen Menschen, die den Feinden unseres Landes und unserer Kultur kritisch und feindlich gegenüberstehen, diese Feindschaft vor und nennen sie krankhaft und eine Phobie.
27. April 2025
Ausgebrannt – gehärtet und hart für das Widerstehen.
28. April 2025
Ein Volk, das darauf verzichtet, die Dinge der Welt mit seinen eigenen Worten zu benennen, ist unterwegs zu seinem Verschwinden.
29. April 2025
Orte, an denen wir waren: Für uns tote, gewesene Orte. Aber sie leben doch - für andere.
30. April 2025
Im Ernst: Der Spieler spielt nicht.
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