TAGEHEFT
ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).
1. November 2023
Was wir mit uns tragen, ist nicht unser.
2. November 2023
Neue deutsche Entdeckung: Der LEOPARD-Panzer rettet Leben. Wo sind die aufgewachten Priester, die sie segnen?
3. November 2023
Die Abwasserrohre in den Fluß, als sie etwa einst in London zur Themse hin verlegt wurden, waren eine bedeutende Hilfe für die Mörder und Engelmacherinnen bei der gefahrlosen Beseitigung der Überreste.
4. November 2023
Die Aussage, auch in der Demokratie müsse es eine führende Schicht geben, ist richtig. Allerdings ist zu klären, ob diese Schicht als verrottete Speckschicht die Gesellschaft überlagert oder ob sie in Kampf und Arbeit ihre Aufgabe des Zusammenhaltens und Orientierens erfüllt.
5. November 2023
Bei den Genderfanatikern und denen, die bestimmten Wissenschaftlern hörig sind, wenn die aus Regen- und Trockenheitsperioden ihre Klimaspekulationen ableiten, handelt es sich um defizitäre Persönlichkeiten in einer akuten Krankheitskrise.
6. November 2023
Die Demokratie setzt weder die Weisheit des Volkes voraus, noch erzeugt sie diese. Sie ist lediglich eine Chance, die Menschen zu lehren, wie man sich aufrecht auf eigenen Füßen bewegen könnte.
7. November 2023
Wer es nicht wagt, sich mit einem kleinen Wort gegen den Strom zu stellen, wie wird der dem Unterdrücker und dem Mörder entgegentreten?
8. November 2023
Die Überlegenheit des Protestantismus: Wahrheit und Heil sind nicht das Werk eines Menschen - Wahrheit und Heil sind nur das Werk des einzigen Menschen, der mehr war und ist als ein Mensch.
9. November 2023
Man soll die Barbaren bedauern. Genauso wie alle ohne Glauben sind sie arm an Geist und ohne Gnade.
10. November 2023
Eine Meinungsmaschinerie, die an Allerheiligen nach der Gottesdienstsendung antireligiöse Propaganda bringt unter dem Titel der genialen Behauptung „Wenn die Kirche den Glauben stört“. Was soll das für ein Glaube sein, der sich von einer Kirche stören läßt?
11. November 2023
Der säuselnde Theo Dirkes in seinem Krieg gegen das Christentum, soweit es nicht seiner privaten Haltungsverkrümmung entspricht, paßt bestens in einen Verein, der ein fest angestelltes Radio-Dummchen am Reformationstag (immerhin ein Feiertag in neun der sechzehn Bundesländer) ansagen läßt: „Heute an Halloween, am Vortag von Allerheiligen“.
12. November 2023
Das aus Irland importierte Halloween ist ein Beispiel, wie sehr die USA von gestohlenen Traditionen leben. Profitbringend müssen sie allerdings auch noch sein.
13. November 2023
Ein Grund, allerdings ein zweitrangiger, einen Bogen um die Kirche zu machen, ist das Bedürfnis, nicht mit dem Deppenpartizip als HÖRENDE und TEILNEHMENDE angeredet zu werden.
14. November 2023
Es mag sein, daß Milena Moser, die Mutter zweier imaginierter schwuler Väter, als Kind seltsam war. Ich zweifele nicht daran, daß sie es geblieben ist. Lediglich ihre Behauptung, alle Schriftsteller seien als Kind seltsam, teile ich nicht – jedenfalls nicht für mich selbst. Als seltsam empfinde ich aber durchaus Menschen, die sich solche Bücher wünschen und auf sie fliegen.
15. November 2023
Hirnlose, die mit Mühe gelernt haben, einige rituelle Anweisungen zu lesen und abzuschreiben, wollen gelesen werden: als Frauen, Männer, Transitorische oder was auch immer.
16. November 2023
Nur Narren glauben, sich Gott zu nähern, wenn sie ihn in ein neues Geschlecht bringen. Er ist keine Mutter. Er ist nun einmal generisch.
VATER ist ein Bild und solch ein Symbol ist unveränderbar, weil es beliebige Formen annehmen kann. Es gilt das arabische BILA KAIF.
17. November 2023
Nicht einmal das Wirkliche ist nur dies Eine und nichts sonst. Wie willst du da je mehr über das Mögliche sagen können als das Wenige, das du vom Rand her mutmaßt.
18. November 2023
Ostdeutschland und Polen – so kurz hintereinander, nicht nur im Alphabet.
19. November 2023
Das Verbrechen rächt sich selbst, über die unausrottbare Erinnerung daran.
20. November 2023
Sich von den Mördern zu distanzieren entfernt sie nicht aus der Welt. Die feinen Seelen überlassen nur zu gern den Soldaten und Polizisten Arbeiten, die sie selbst als schmutzig sehen.
21. November 2023
Wenn zwei Völker von Machthabern daran gehindert werden, einigermaßen ohne Mord und Totschlag zusammen auf dem Boden eines Landes zu leben, so läuft es auf Permanenz der Unterdrückung oder Schlimmeres heraus. Man muß den Palästinensern abverlangen, mit den jüdischen Siedlern zusammenzuleben, ob in Israel oder in einem zukünftigen Palästina. So wie man es 1920 und 1945 den Polen, Tschechen und Russen abverlangen mußte mit allen Deutschen, gleichgültig, wann und wie sie gekommen waren, zusammenzuleben. Durch Vergessen oder Verdrängen wird die Schuld dieser drei Nationen nicht kleiner.
22. November 2023
Das Widerstreben gegenüber der Musik Beethovens: Nicht aus einem Zuviel an innerer Harmonie, sondern aus der Suche nach Harmonie. Manchmal die Sucht danach.
23. November 2023
Die Zerbrochenen ertragen die göttliche Harmonie der Haydnschen Musik nicht, weil sie die Wunden an ihren Brüchen aufreißt.
24. November 2023
Was wir mitbringen aus einem Krieg, an dem wir nicht teilgenommen haben, weil wir noch nicht lebten.
25. November 2023
An der Seite einer Toten einen Toten erlebt zu haben: Sir Neville Marriner, auf nächste Distanz zu ihm und seinem Sohn Andrew, der Klarinette spielt. Strenger Blick, Wohlwollen und Liebe eines Vaters. Glück des Gewesenen, Glück der Erinnerung und der unvermeidliche Gedanke.
26. November 2023
Zerfallen, Zerteilung, Auflösung sind die notwendigen Vorbedingungen für eine Wiederbelebung einer tot gewesenen Substanz.
27. November 2023
Wie vermessen ist die Erwartung, es werde Gott interessieren, wenn ein Professor in Oxford oder Cambridge postuliert, es gäbe ihn nicht.
28. November 2023
Merkwürdigerweise haben wir etwas von dem Verlorenen und dem Verlieren.
29. November 2023
An Herwegh: Die Mutter aller Siege unserer Gegner.
30. November 2023
Recht und Gerechtigkeit sind schöner und edler, aber der wirkliche Gang der Geschichte ist wirksamer.
1. Oktober 2023
Am leichtesten und von allen Seiten her ist derjenige anzugreifen, der allein auf seinem Weg geht.
2. Oktober 2023
Glückliche Zeiten, als man im Schlager sich das Heranlassen an die Macht des Dicken mit der Zigarre wünschen konnte. Eine hochgestellte, sogar gelegentlich in Parteifarbe gewandete Dame duldet allenfalls die Aussage, sie sei noch eine gewisse Zeit unterwegs zu Modellmaßen.
3. Oktober 2023
Das Nachdenken ist keine Jagd. Schnelligkeit garantiert Fehlschüsse und Fehlschlüsse.
4. Oktober 2023
DENKEN kann blitzartig, kann aphoristisch schnell sein. NACHDENKEN benötigt immer Ruhe und Zeit – wie das Nachschmecken eines exzellenten Weines.
5. Oktober 2023
Nur das Zustimmen zum landläufigen, generalisierten Schwachsinn läßt dich der Einsamkeit entgehen.
6. Oktober 2023
In jeder Diktatur bilden Dummheit und Denkverweigerung, sprich die freiwillige Anenzephalie, die Basis für den großen luftigen Bau des ideologischen Wahnsinns.
7. Oktober 2023
Jedem, der einem Wortkünstler eine Formulierung verbieten und eine andere aufzwingen will, sollte das Maul gestopft werden.
8. Oktober 2023
Wenn ein Michael Düllmann, durch Konversion zusätzlich fanatisierter einstiger Axtschwinger aus dem 68er Bodensatz, vor den Gerichten scheitert in seinem infamen Eingriff in die geschichtliche Wirklichkeit und daher die judenfeindliche Skulptur hoch oben an der Wittenberger Stadtkirche bleibt, kann man nur Beifall spenden. Die angeblichen Gefühle solcher Flachköpfe und ihre angeblichen Verletzungen sollten nur die Klofrau interessieren.
9. Oktober 2023
Gegen die gegenwärtige Judenfeindlichkeit müssen wir ankämpfen. Das kann bedeuten, gegebenenfalls die Sonnenallee räumen zu lassen und Reisekosten zu bezuschussen. Aber die einstige Judenfeindlichkeit ist nicht nachträglich zu ändern, sondern nur zu untersuchen in ihrem Ursachenzusammenhang. Daß im Mittelalter in einer religiös bestimmten Zeit sich die größte Religionsgemeinschaft an der größten gegnerischen Minderheit rieb und sich mit ihr auseinandersetzte, kann nur Naivlinge wundern. Genausowenig erstaunt es, daß bestimmte Anführer der Übermacht immer einmal wieder zu brutalster Gewalt griffen oder daß die Unterlegenen weder auf Provokationen noch auf Gegenwehr verzichtet hatten.
10. Oktober 2023
Man wünscht sich, daß der Mob, der JUDEN INS GAS! brüllt, zumindest durch eine Tränengaswolke erfrischt und zum Beweinen der eigenen Infamie gebracht wird.
11. Oktober 2023
Wenn aber nun die Fackel der Provence nicht ein Licht gibt, das das Jahrhundert erhellt, sondern die Provence verbrennt?
12. Oktober 2023
Wenn die Mullahs endlich gestürzt sind, wird es Volksgerichte benötigen, um unterschiedslose Massaker zu verhindern. Dann kann es erforderlich sein, mit Waffengewalt die Menge zurückzuhalten – so verständlich ihre Wut und ihre Empörung sind.
13. Oktober 2023
Ein Staat ist verloren, der in seinem geschriebenen Recht nicht den Ausdruck seines Lebensrechtes sieht und der Übertretungen duldet.
14. Oktober 2023
In jedem realen und zu realistischem Denken fähigen Land ist ein Ausländer ein Ausländer. Vernünftig ist es für ihn, sich zu sagen, daß er nichts ohne Gegenleistung erwarten kann und er sich nicht einzumischen hat in fremde Dinge. Will er vom Ausländer zum Inländer werden, braucht er einen festen klaren Willen und Geduld während der unerläßlichen Probe- und Bewährungszeit. Erst nachdem diese positiv beschieden ist, ist es auch sein Land.
15. Oktober 2023
Was jemand jetzt tut, ändert nichts an dem, was er getan hat. Aber gerade deshalb helfen die teils verlogenen, teils hilflos-linkischen Schuldbekenntnisse und Entschuldigungen nicht weiter.
16. Oktober 2023
„Ich hatte vergessen, mich aufzuwecken“, sagte der unwillige Soldat, der den Krieg verschlief.
17. Oktober 2023
Bleiben Sie in der Leitung, bis wir ihren Anruf ohne Antwort beenden!
18. Oktober 2023
Die allertollste Erfindung ist, das Dauerverspäten der Züge habe begonnen, seit man digitalisiert habe.
19. Oktober 2023
Immer mehr Kontrolliert-Werden, immer weniger Kontrolle über die Kontrolleure.
20. Oktober 2023
Unsere Erkenntnis- und Lesesplitter entsprechen vollkommen unserer existentiellen Situation in einer prinzipiell nur beschränkt auf dieses und jenes zugänglichen Wirklichkeit.
21. Oktober 2023
Jede Tradition ist nur ein Widerschein einer gewesenen Gegenwart.
22. Oktober 2023
Wer versucht, in der Zeit zurückzugehen, kann nur zu den Toten gelangen.
23. Oktober 2023
Wir fragen gar nicht erst, weil wir sicher sind, die Riesen nicht mehr zu finden. Dafür unendlich viele kleine Leute – Nichtsnutze, die sich selbst zuwider sind.
24. Oktober 2023
Die Momente des Scheiterns sind jene, in denen wir Angriff und Übergriff benötigt hätten, weil wir uns nur dann hätten zusammenreißen und entschließen können. Der stille Ruf, geküßt zu werden.
25. Oktober 2023
Verlust auf Verlust gehäuft. Gerade erst, vor drei oder vier Generationen, das Verschwinden des Erzählens von mündlich Überliefertem (letzter Ausläufer der einstigen diluvialen Sänger der Heldenepen), da beginnen schon die Bücher zu verschwinden und sich aufzulösen in den Surrogatersatz der papierlosen Dateien. Parallel dazu verliert sich die persönliche Handschrift zugunsten normierter, vorgestanzter Zeichen in Allgemeinbesitz.
26. Oktober 2023
Es ist das Elend des Lyrikers, in den Details nicht wie der geborene Prosanotierer klare Linien und reiche Einzelangaben zu erinnern, sondern unter überreichem Vergessen nur ungefähre Formen und gewisse Färbungen zu bewahren. Andererseits helfen diese Defekte beim Verseschmieden.
27. Oktober 2023
In der Vagheit der Erinnerung versuchen wir unsere eigene Vergangenheit zu rekonstruieren.
28. Oktober 2023
Zu begreifen, daß der Nihilismus nicht allein eine Sackgasse ist, sondern daß dieser Abweg zu nichts führt, ist die erste Voraussetzung für die Wende zum Glauben.
29. Oktober 2023
Radikal glauben kann nur, wer, wie Leconte de Lisle sagt, dreifach vom ewigen Nichts durchtränkt ist.
30. Oktober 2023
Wenn die Antifanten ein Minimum an Moral und Kunstverständnis hätten, müßten sie zumindest zugestehen, daß es kein großartigeres Gedicht über Ostpreußen gibt als Agnes Miegels „Es war ein Land“.
31. Oktober 2023
Wie die Türkei werden Polen, Tschechien, Slowenien und Rußland auch noch in hundert Jahren an den Vertreibungen und den Morden leiden.
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