Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).

1. September 2023
Der sicherste Platz für die randständigen Minderheiten: Am Rand, unter dem Radar bleibend.

2. September 2023
Der mutmaßliche Täter Michel Friedman, verurteilt ohne Widerrede wegen Kokaingebrauch und –besitz, nicht verurteilt wegen mutmaßlichen luststeigernden Gebrauchs von Menschenhandelsopfern, fällt durch besondere andauernde Buße und Reue auf.

3. September 2023
Was soll man dazu sagen, wenn ein Minister, dessen Vorgesetzter wegen wenige Jahre zurückliegender Vorkommnisse politisch-ökonomischer Kriminalität beschuldigt wird (es gilt die Unschuldsvermutung und die Straffreiheitsgarantie) und durch an Demenz gemahnende Erinnerungslücken auffällt, gleichwohl politische Gegner attackiert, die sich nicht exakt erinnern, was vor 35 Jahren gewesen sein könnte.

4. September 2023
Äußerstes Mißtrauen entsteht, wenn angesichts des gewohnten Chaos einmal ein Zug pünktlich verkehrt oder ein angekündigtes Wahlversprechen eingehalten wird, womöglich sogar vorzeitig.

5. September 2023
Das Ziel sollte sein, besser und klarer zu denken, statt schneller zu reden.

6. September 2023
Die Schnelligkeit ihres Redens überdeckt vortrefflich alle Lücken und Fehlstellen.

7. September 2023
Wer das Wort nicht beherrscht, wird nicht bereit sein, die Wörter Wort für Wort zu überprüfen auf Gehalt und Verstehbarkeit.

8. September 2023
Die Unproduktiven können für sich in Anspruch nehmen, daß sie nichts Überflüssiges oder sogar Schädliches in die Welt setzen. Immerhin unterliegen sie nicht der Sprayer-Seuche, sich in der Sumpfblase einen Namen zu machen und dessen Zeichen möglichst oft zu sehen. Wenn sie lediglich lesen oder Filme schauen, entsteht immerhin kein Buch und kein Film – es gibt weder eine gewollte noch eine ungewollte Schwangerschaft und erst recht keinen Schwangerschaftsabbruch.

9. September 2023
Die Lästigkeit der Sperlinge auf der Hotelterrasse ist UNSER Blickwinkel. Uns sehen sie als nützliches Beiwerk, als Restelieferanten.

10. September 2023
Verdrehte Oberlehrer wollen die deutsche Sprache von da, wo sie seit Jahrhunderten auf den Füßen steht, fortentwickeln zu einem weniger fordernden Kopfstand, indem sie nach der geschlechtergerechten Sprache nun auch noch die stellenwertgerechte Sprache einführen und „zwanzig eins“ stammeln. „Jung, do häss en Eck aaf“, würde der Kölner sagen.

11. September 2023
Man muß rigoros Menschen, die bestimmte Worte, welche keine Schimpf- und Haßworte sind, also „Neger“, „Zigeuner“ usw., verbieten wollen, das Maul stopfen. Niemand hat ein Recht, über unsere Sprache und unser Schreiben zu bestimmen.

12. September 2023
Es war eine kleine Auswahl aus der Gesellschaft, die sich im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gegen das Christentum oder zumindest gegen die alleinige Kirche stellte. Seit der Französischen Revolution sind die Antichristen (von den berühmten Ausnahmen abgesehen) ein Aufguß aus den übelsten Abfallelementen der Gesellschaft. Heute hat sich das verschärft. Es sind die Afrikaner, die Verfolgten in Afrika und Asien, die weiter sind als wir Europäer – stärker in ihrer Glaubenstreue, in ihrer selbstverständlichen selbstbewußten Glaubensgewißheit.

13. September 2023
Waren nicht Hitler und Stalin – bei allen Unterschieden in der Methodik, in Strategie und Taktik – dennoch einig im Endziel, der Abschaffung des Christentums und seiner Ersetzung durch ein pseudoreligiöses Surrogat?

14. September 2023
Solange noch etwas anzubieten ist, kann mit dem Todfeind verhandelt werden. Als die Zionisten im nazistischen Deutschland anfangs das Organisieren der Abwanderung nach Palästina in die Waagschale werfen konnten, gab es noch Ergebnisse des Aushandelns mit den Hagens und Eichmanns.

15. September 2023
Was soll man von Menschen sagen, die edelste Motive zumindest glaubwürdig darstellen, in ihren Beobachtungen und Aufrufen in vielem berechtigte Anliegen vorbringen und dies oft genug in großartiger Sprache formulieren, aber vor der entscheidenden Aufgabe als Politiker versagen, im Taumel nüchtern zu bleiben und notfalls die Heißsporne mit vorgehaltener Waffe abzuhalten von ihren gefühligen Abenteuern? Unter bestimmten Bedingungen wie im November 1918 in Deutschland ist eine Revolution nicht allein aussichtslos, sondern zerstört auf lange Zeit alle Chancen auf einen zweiten besseren Versuch.

16. September 2023
Es gibt ein Scheitern, das klärt und stärker macht, wie in Rußland 1905. 1917 kam kein zweiter Pope Gapon zum Einsatz. Er hätte keine Chance gehabt. Natürlich hat auch da jeder jeden betrogen. Die besten Betrüger triumphierten.

17. September 2023
Stalin: Als Bankräuber und auf der Flucht schnell und gerissen. Als Politiker zögerlich und gerissen, voll Befürchtungen und geduldig abwartend.

18. September 2023
Mao an der Wand des Brechtschen Arbeitszimmers, mit seinem Schneegedicht in chinesischen Schriftzeichen neben Konfuzius angebracht, ist ein anderer und doch derselbe Mao der Langen Märsche, Großen Sprünge und Großen Abstürze.

19. September 2023
Wenn man erwacht ist, warum sollte man den Traum noch teilen und dabei verdrängen, daß er ein Traum ist und bleibt?

20. September 2023
Blut, Schweiß und Tränen müssen im Geschichtsunterricht den Schülern als Ingredienzien der Historie nahegebracht werden. Natürlich ohne Vorwarnung und Rücksichtnahme. Wer sich dem nicht stellt, sollte sich eine Privatschule für Betschwestern suchen, die als Illusionswerkstatt rosarote Lilifee-Traumwelten anbietet.

21. September 2023
PARKING IN THE BACK steht an Jacques‘ Weindepot zu lesen. Solche Sprachverbackungen sollte man konsequent der Schrottsammlung zuführen oder sie aufheben für ein zukünftiges Museum des (D)Englischwahns in Schärmoney. Für den Fall, daß nicht alles gleich und tot wird, werden spätere Generationen sich ohne Exponate solche Gehirnabschaltungen nicht mehr vorstellen können.

22. September 2023
Die Worte haben nur die Bedeutung, die ihr Gebrauch ihnen beilegt.

23. September 2023
Die Quasi-Abbés als Hofnarren im Kulturtreiben und als geistliche Stützelemente der antichristlich-antifantischen Republik.

24. September 2023
Glaubt irgendjemand, die deutsche Soldatin Michailidou, in Tarnfleckuniform, hübsch, mit elegantem Schmuck und schlichter goldener Uhr, einen Suhrkamp-Band über den Lebenssinn vor sich, werde sich zusammentun mit den unbeschäftigten und unbemühten arabischen Jungmännern und Kopftuchdamen in einer migrantischen Einheitsfront zur Eroberung und Beherrschung Deutschlands?

25. September 2023
Wer das Reich als eine geistige Größe begreift, der wird sich nichts erwarten von ältlichen bis vergreisten Immobilienexperten, die Pässe und Posten verteilen, ehe sie auch nur einen Quadratmeter erobert haben.

26. September 2023
Sollte man sich nicht von vornherein weigern, unangenehm quengeligen Ich-bin-ein-Opfer-Stimmen zuzuhören?

27. September 2023
Daß ein Anführer mit im Feldlager ist, auch auf dem Erdboden schläft und mit an die Front geht, mag gefallen. Es schadet meist nicht, aber es sichert keinen einzigen Sieg.

28. September 2023
Gibt es große Gedanken? Zumindest dürfte es so sein, daß jeder, der sie denkt, davon notwendig größer wird, aber zugleich sich kleiner fühlt als seine Idee, und weder seinen Geist noch seine Lebensspanne ihr gewachsen fühlt.

29. September 2023
Wie läßt sich die Frage nach dem Nutzen unserer Zeilen beantworten? Nicht nichts, aber …

30. September 2023
Die große Freiheit des Zukünftigen, wenn alles möglich erscheint, selbst das Unwahrscheinliche und sogar das Unmögliche, da wir nun einmal nicht das gesamte Wirkliche überblicken, aus dem die Zukunft im Zeitablauf hervorwächst oder hervorbricht, all die Verästelungen und Fäden von hier nach dort und irgendwo.

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