Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).

1. August 2023
Immer überwiegt das Unverständliche. Es bleibt nur der verzweifelte Versuch, so zu tun, als ob man alles verstünde.

2. August 2023
Je größer die Zahl derer ist, die zu beherrschen versucht wird, und je stärker eingegriffen wird in ihr Leben, umso mehr gerät die Macht ins Rutschen.

3. August 2023
Den Untergangspropheten muß eine Zwangspause verordnet werden.

4. August 2023
Die Kürze des Prodromalstadiums - wie wenig Zeit bleibt, um noch zu handeln.

5. August 2023
Die Moralisten benötigen wir für die Vielfalt im Garten Gottes.

6. August 2023
Immer noch bleibt uns die Frage, ob man die Taliban vernichten soll. Nur Nazis und Idioten bezweifeln immer noch, daß die Ermordung Hitlers oder Stalins so früh wie nur eben möglich segensreich gewesen wäre - vielleicht schon, als Stalin noch Gedichte an den Mond schrieb oder als Hitler noch kein Antisemit war und in der Traumwelt Richard Wagners umherschweifte.

7. August 2023
Wen kann ein Land retten, das selbst gerade untergeht?

8. August 2023
Am Ende Mitleid mit den Anführern, die ich nicht beneide und außerdem verachte.

9. August 2023
Lieber eine Gruppe Räuber unter Befehl haben als eine Gruppe Sklaven.

10. August 2023
Nur die Zerstörung der Mittelmächte und damit Mitteleuropas und der Sturz der beiden Kaiser konnte im planmäßig ruinierten Deutschland den Weg freimachen für Hitler und die Nazis.

11. August 2023
Bedaure alle, die Erfolge haben, die für sie zu groß sind.

12. August 2023
Genieße einen Moment deine Wut und deine Rachephantasien, aber vergiß nicht, daß es Verschwendung von Zeit und Kräften wäre, an Rache zu denken.

13. August 2023
Was hat das Pack verdient? Nicht einmal Verachtung – nur ignoriert zu werden und daß man über sie hinweggeht.

14. August 2023
Glücklich ist der, den seine Feinde noch nicht entdeckt haben.

15. August 2023
Warum nicht aufgeben angesichts des Elends? Allein schon, um nicht zu verzweifeln.

16. August 2023
Sieht man von all den Falschinformationen und Lügen in den Regierungsmedien ab, die sich als Meinung und Stimme der Mehrheit ausgeben, dann bleibt, daß sie von Grund auf falsch sind, denn sie sind einseitig und wollen einseitig sein. Aber die Wahrheit ist immer vielseitig und allseitig.

17. August 2023
Der Reichtum der Gesellschaft wird nicht größer durch Umverteilung, aber die Menschen verarmen an dem, was nicht ihr Eigenes und Erarbeitetes ist und niemals werden wird.

18. August 2023
Wer Menschen ihre notwendigen kleinen Niederlagen nimmt – die Sechs in der Klassenarbeit, das Sitzenbleiben in der Schule, die Niedergeschlagenheit über Wochen – stiehlt ihnen die Chance auf Siege und das Selbstvertrauen dessen, der vom Boden wieder aufstand.

19. August 2023
Die Bäume mit den zu großen und zu schweren Kronen stürzen um. Warum sollte dieses Naturgesetz nicht für die Demographie gelten?

20. August 2023
Zeit ist eine Möglichkeit, die notwendig ist, um handeln zu können. Aber sie hat keinen Geist und sie erfüllt nicht die Aufgaben, die wir uns stellen.

21. August 2023
Ist Schuld verminderbar durch nachgelieferte Leistungen? Durch Reue, durch Buße, durch Geständnisse, durch Wiedergutmachung? Schuld ist für den Schuldigen ewig und sie ist nicht zu vererben.

22. August 2023
Die unter ihrem Künstlernamen ESKIA als Deutschlands älteste Antifantinfantin bekanntgewordene staatlich geprüfte Berliner Illusionskünstlerin hat auf übersinnlichen Wegen geklärt, was sich vor über dreißig Jahre an einem bayrischen Gymnasium zugetragen hat. Wir stimmen ihr zu, daß Schülervergehen niemals verjähren dürfen und bis ins siebte Glied verfolgt werden müssen.

23. August 2023
Ich hatte gesagt, daß der Leopard mein Vorbild ist. „Aber das ist doch ein Raubtier!“ „Eben darum.“

24. August 2023
Agatha Christies „Vorhang“ liefert die nötige Erkenntnis, daß es meist nicht ausreicht, etwas erkannt zu haben, um etwas zu ändern. Am Ende Schweigen und gebundene Hände.

25. August 2023
Chidher ist nicht unglücklich. Er wandert jenseits des Glücks.

26. August 2023
Man kann an Hades glauben oder auch nicht, man kann seine Existenz für äußerst unwahrscheinlich erklären, aber man weder sagen, daß es ihn gibt, noch daß es ihn nicht gibt. Das ist die Konstellation all unserer Gewißheiten - in einem Raum und in einer Zeit, deren Grenzen wir weder überblicken noch beeinflussen können.

27. August 2023
Wie unwirklich ist oft, was uns wirklich erscheint, und wie schnell verschwindet es aus der Wirklichkeit in die Gewesenheit! Was aber ist wirklicher als die Möglichkeit, die nicht einmal einzutreten braucht, um da zu sein.

28. August 2023
Wenn wir uns schon vor der Trennung als schuldig erleben, können wir dann mit der Trennung unsere Schuld loswerden und sie loslassen oder nehmen wir sie mit in ein anderes Leben?

29. August 2023
Die, die sich unter den Rock der einzig allgemeinen Kirche geflüchtet haben – ich kann ihre Motive nachvollziehen, aber sie bleiben für mich seltsam gekrümmte komische Personen.

30. August 2023
Seltsame Menschen, die ausdrücklich erwähnen, nicht besonders religiös zu sein, weil sie glauben, das spräche für sie.

31. August 2023
Es gibt ein Menschenrecht, nicht zu erfahren, wen Keksi auch sehr gern mag.

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