TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).

1. April 2023
Jeder ist ein Fall. Jeder fällt.

2. April 2023
Man kann ein Bein amputieren lassen, um sich zu retten, aber nicht den Kopf. Ein Land kann unter Schmerzen zumindest für einige Zeit auf ein Gebiet verzichten, aber nicht auf sich selbst.

3. April 2023
Selbstmörder, die das Boot durch das Anbringen verborgener Lecks zum Sinken bringen wollen und durch Einladungen zur Überfüllung an ungebetene Mitreisende.

4. April 2023
Was sollten die Byzantiner tun mit den Feinden des Reiches, mit denen vor und denen hinter der Mauer? Waren nicht die Fanatiker im Bilderstreit, und zwar auf beiden Seiten, auch Feinde des Reiches?

5. April 2023
Fast immer besteht die Wahl zwischen der Führung entweder durch einen verrückten Aufrührer oder durch einen erfahrenen Fahrensmann. Sozusagen zwischen Hitler und dem „Bounty“-Kapitän William Bligh, der über mehr als sechstausend Kilometer seine Leute in einem offenen Boot an Land brachte.

6. April 2023
Wie albern es ist, über autoritäres Verhalten des Kapitäns Bligh zu schwätzen! Der klare und korrekte Kurs zählt, nicht harte Worte und hartes Durchgreifen.

7. April 2023
So, wie es eine Zeit für Debatten und eine Zeit für Entscheidungen gibt, so gibt es Dinge, über die eine Mehrheit befinden kann, und andere, die auf immer solchen Abstimmungen entzogen sein müssen: im Glauben, in der Kunst, in der Wissenschaft.

8. April 2023
Nicht einmal die Quittungen der Geschichte sind gerecht ausgestellt.

9. April 2023
Die Schafe dürfen nicht allein bestimmen, sonst stände das Todesurteil gegen den Wolf von vornherein fest.

10. April 2023
Man kann den Knechten verzeihen, daß sie den Besitz an sich reißen. Bringen sie ihn hoch, sollte man sie vielleicht sogar loben. Ruinieren sie ihn, sollte man sie lassen, wo sie sind. Aber die Besitzer zu vertreiben, wird ihnen nicht verziehen werden.

11. April 2023
Eine gute Regierung braucht Härte, Flexibilität, Entschlossenheit. Sie muß die Lasten verteilen: nicht gerecht, das ist unmöglich und unproduktiv, sondern so wirksam wie möglich. Menschen dürfen nicht über ihre Grenzen belastet werden, aber bis an sie heran. Und manchmal müssen Starke freigestellt werden für Aufgaben, die alle ihre Kraft verlangen werden. Rosa Luxemburg verteilt keine Flugblätter, Erich Kästner baut keine Behelfsbrücken.

12. April 2023
Angepaßte und Jasager sollten nur noch Autographen veröffentlichen dürfen.

13. April 2023
Auf sinnlose Worte gibt es nur eine Antwort: das Schweigen.

14. April 2023
Sie behaupten, die Interessen der Zukünftigen zu vertreten, indem sie die der jetzt Lebenden negieren. Man kann nur hoffen, daß letztere noch leben und endlich lebendiger werden.

15. April 2023
Ich trete ein für schwarze Suprematie in jedem schwarzafrikanischen Land. Die schließt immer auch das Recht ein, eine zu größere Veränderung in der ethnischen Zusammensetzung zu verhindern - einzelne einzuladen und viele auszuladen.

16. April 2023
Die große Einigkeit zwischen Adolf Hitler und den grün angebräunten Globalisten: Keine Grenzen anzuerkennen, alle Grenzen niederzureißen wie anno 38/39.

17. April 2023
Das finale Ergebnis zählt – nicht die gemütliche Langsamkeit des Abgleitens in den Zusammenbruch.

18. April 2023
Wer würde ernsthaft erwarten, daß Kriegsprofiteure und jene, die von außen her in die Flammen blasen, begeistert zustimmen, wenn Frieden gefordert wird?

19. April 2023
Nicht vergessen: Die meisten Palästinenser sind Kolonisten auf jüdischem Land, das ihre Vorväter sich einst angeeignet haben. Man sollte mit ihnen arbeiten, wenn sie Ruhe geben und Frieden halten mit denen, die als Stellvertreter der einst Vertriebenen siedeln auf einem Land, das auch ihres ist und nicht ihres.

20. April 2023
Frieden setzt voraus, daß keine Seite zu stark ist.

21. April 2023
Wer den völligen Sieg will, riskiert die völlige Niederlage.

22. April 2023
Was der eine für ein Vorrecht hält, ist für den anderen sein elementares und unverzichtbares Recht. Wenn er dieses Recht verteidigen kann, ist es sein Recht. Dann muß man versuchen, damit zu koexistieren.

23. April 2023
Ich muß mich entschuldigen, daß ich Sie heute abend nicht in aller Liberalität sanft bestätige und Feierabendruhe zur Bürgerpflicht erkläre, sondern sie autoritär aufstöre, sie gewaltsam fünfundfünfzig Jahre zurückzwinge, sie zwinge, sich in die Schuhe einer anderen Zeit zu stellen und eine wilde Aufbruchszeit nachzuempfinden.

24. April 2023
Verlassen kannst du dich auf die Ausgeschlossenen, die wissen und akzeptiert haben, daß es für sie keine Rückkehr mehr gibt nach dorthin, wo sie herkamen und fortgegangen sind. Eher sind die Alteingesessenen für Verrat und Konversionen zu gewinnen.

25. April 2023
Wer will den baltischen Baronen verdenken, daß sie wie baltische Barone ihre Interessen wahren?

26. April 2023
Bei manchen Politikern ist schon ihr Aussehen ein Warnhinweis.

27. April 2023
Man kann nur dankbar sein, wenn es einem erspart bleibt, einem der Jung- und Jüngstpolitiker mit schmaler Lebenserfahrung und noch weniger Arbeitserlebnissen – abgesehen von ihrem mühevollen Überanpassungsprozeß - zu begegnen. Weniger wegen der Schonung der Lachmuskulatur, sondern mehr wegen des allzu großen Steigerns des eigenen Selbstbewußtseins bis hin zur Hybris.

28. April 2023
Die Ratten, denen nachgesagt wird, sie seien kluge Tiere, haben nach einigen Generationen die Erfahrungen der Altvorderen mit den verlockend riechenden Giften vergessen.

29. April 2023
Die Flucht ist für den Hasen das Klügste, da er nun einmal weder Igel, noch Wolf, noch Falke ist. Nicht zu flüchten wäre Selbstmord-Mut.

30. April 2023
Mission ist immer die Vorbereitung auf unfriedliche Zeiten.

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