Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).

1. Januar 2023
Jede Gesellschaft kann nur vorwärtsgehen, wenn sie an ihren kleinen und kleinsten Minderheiten vorbeigeht und sich nicht von ihnen zurückzerren läßt.

2. Januar 2023
Nur Narren glauben einem Narrativ.

3. Januar 2023
Narren erzählen das Narrativ nach, das ihnen Verbrecher vorgesprochen haben.

4. Januar 2023
Man muß die Pflicht FÜHLEN, um zu beginnen, sie zu lieben und ihr zu gehorchen.

5. Januar 2023
Was der Eishai demonstriert: Ein langes Leben setzt Kälte und Langsamkeit voraus und in sich zu ruhen. Ein scharfes Gebiß kann dabei im übrigen nicht schaden.

6. Januar 2023
Kämen doch Sterndeuter aus dem Osten und ein Stern vor ihnen her! Und eine Epiphanie, wo wir sie nicht vermuten.

7. Januar 2023
Wir sprechen in einen leeren Raum. Aber wir hören doch uns selbst und manchmal ist es so, als würde uns jemand zuhören.

8. Januar 2023
Die Leere in uns dämpft unsere Worte.

9. Januar 2023
MEINE Worte wären die, die außer mir niemand verstehen kann.

10. Januar 2023
All die abgetretenen Bekannten und Unbekannten: Plätze freizumachen ist eine Vorbedingung für freie Plätze.

11. Januar 2023
Erhöht sich die Verbrechensrate, weil davon gesprochen und geschrieben wird? Würde sie durch Märchen und Träumereien gesenkt werden?

12. Januar 2023
Von ihren Erbhöfen her rufen die Hofreiter dazu auf, aufzusitzen und gen Ostland zu reiten.

13. Januar 2023
Der praktische Beweis, daß der Nationalsozialismus eine politisch-pathologische Erkrankung war: Gerade die beiden Menschengruppen, die er am meisten verachtete, nämlich die Juden und die angeblichen slawischen Untermenschen, überstanden ihn besonders siegreich und unangefochten.

14. Januar 2023
Es ist keine Deutschenfeindlichkeit, sondern entspringt oft genug der Liebe zu Deutschland, wenn jemand konstatiert, daß es unter den Deutschen etliche Verbrecher und Idioten gibt, genausowenig wie es Antisemitismus sein muß, wenn jemand das Gleiche von den Juden sagt.

15. Januar 2023
Bewußter Ignorant oder bedauernswerter Dummkopf, wer in Bezug auf 1871 von einer Annexion von Elsaß-Lothringen spricht und 1919 nicht von der zweiten Annexion nach der zwischen 1648 und 1766 vollzogenen ersten.

16. Januar 2023
Wer sich als Nachgeborener schuldig fühlt, fühlt sich, ohne dies zu bemerken, als Nazi-Wiedergänger. Er sollte unbedingt büßen, denn man kann und darf Wahnsinnige nicht an ihrem Wahn hindern, gleichgültig ob sie glauben, Reparationen im Namen ihrer Großeltern zahlen zu müssen oder sich erschießen, um die Genickschüsse zu sühnen. Nichts wird gut durch Schlechtes.

17. Januar 2023
Der vergebliche Appell an die Geschichte, sie möge doch stillstehen und ihr Rad anhalten, das so viele Unschuldige und Unbeteiligte zermalmt.

18. Januar 2023
Ohne die Bereitschaft, für verrückt erklärt zu werden und es tatsächlich zu sein, gibt es keinen Glauben.

19. Januar 2023
Eine Kirche kann für die Welt als Fiktion da sein oder für die wirklichen Menschen.

20. Januar 2023
Wer nicht an Gott glaubt, meint, an anderes zu glauben. In Wirklichkeit glaubt er an nichts und glaubt nicht.

21. Januar 2023
Betend bitten, niemals etwas verlangen und zur Bedingung machen.

22 Januar 2023
Die, die nicht glauben, richten sich selbst.

23. Januar 2023
Die erste Vorbedingung, um etwas zu sein, ist: nichts werden zu wollen.

24. Januar 2023
Nimm an, es ist unsere Aufgabe, die Welt anzunehmen wie sie ist.

25. Januar 2023
Verräter aus Angst vor dem Verraten-Werden.

26. Januar 2023
Denen, die keine Deutschen sein wollen, sollte man behilflich sein.

27. Januar 2023
Als erstes müssen die Verschwörer es ächten, daß an Verschwörungen gedacht und über sie gesprochen wird.

28. Januar 2023
Wer besonders schnell redet wie der vielsagende Albrecht von Lucke, der will nicht, daß der Zuhörer folgen kann und durch Nach-Denken auf die Fehler und Heimlichkeiten des Temposchwaflers aufmerksam wird.

29. Januar 2023
Die kleiner werdende Welt des alten Hundes: Er nimmt die Abenteuer vor seiner Nase als Abenteuer, sucht nicht mehr.

30. Januar 2023
Die Straße war die beste Schule für dein Leben. Aber auch auf der besten Schule kannst du das Schlechteste lernen.

31. Januar 2023
Wir haben keine Zeit. Wegen des Nicht-Habens.

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