TAGEHEFT
ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).
1. Februar 2024
Die Dichter sind wie die Hunde: An den altbekannten Wegen entdecken sie immer wieder neue Spuren, die sie in der Nase haben.
2. Februar 2024
Die Vertreibung aus dem Schloß der Kindheit und das unnennbare Weh, das tief unter den nahen Wassern ist – darauf ruht nicht allein bei Eichendorff die romantische Beschwörung und der idyllische Gegenzug.
3. Februar 2024
Wirst du das, was du verloren gibst, deshalb leichter zurückerhalten?
4. Februar 2024
Wie wenige Beispiele es gibt, daß einer, der sich als verloren sieht, nicht verloren war!
5. Februar 2024
Ehe wir an die Grenze kommen, wirken die Grenzen in uns sich fatal aus.
6. Februar 2024
Fragen wir doch den, der von sich behauptet, der Freund aller Menschen zu sein, warum er nicht unser Freund ist und uns nicht wie einen Freund behandelt.
7. Februar 2024
Allen, die den Haß verurteilen, gelingt es nicht, frei von Haß zu sein.
8. Februar 2024
Es ist der als Idealismus kostümierte Utopismus, der die Welt zerstört.
9. Februar 2024
Wenn der Krieg vorüber ist, gibt es weiter den Typus „Frontkämpfer“ und den Typus „Etappenschwein“.
10. Februar 2024
Für ein großes Gedicht oder für eine Handvoll ein ganzes Leben. Welch ein Reichtum.
11. Februar 2024
Ernsthaftes, über die Förderung der Papierindustrie und sonstiger Profiteure hinausgehendes Schreiben ist kein Beruf, sondern entweder bedingungslose Berufung (die eines Missionars und Märtyrers) oder ein Hobbyspielchen.
12. Februar 2024
All die Jammerer und auch die, die wie Nora Gomringer kein Mütchen für ein eigenes Kind haben und Verständnis äußern für die schreibselnden Jammerer über Kindergeschrei, müssen mit einem feuchten Kehrichtlappen quer durchs Gesicht aufgeweckt werden. Wenn Theodor Mommsen inmitten mehrerer seiner insgesamt sechzehn Kinder zu seinen Füßen seine historischen Meisterwerke schreiben konnte, für die er 1902 den Nobelpreis für Literatur erhielt, dann sollten die Kleingeister erbleichen und nachdenken.
13. Februar 2024
Laßt sie schreien, laßt euch kein Wort einziges Wort verbieten.
14. Februar 2024
Menschen müssen verletzt werden, weil sie sonst tiefschlafen oder absterben.
15. Februar 2024
Der Wolf im Schafspelz: ISLAMM.
16. Februar 2024
Ich warne vor jenen Warnern, die warnen, um ungefragt in das Leben anderer Menschen einzugreifen und es in die von ihnen gewünschte Richtung zu drängen.
17. Februar 2024
Kannst du dich in deinen ersten Moment hineinversetzen, als du deinen ersten Blick um dich herum versucht hast? Du hattest einen guten Versuch, aber wer könnte mit dir leiden?
18. Februar 2024
Unsere Ressentiments sind wirkliche Gefühle. Was sollten sie sonst sein – etwa ein lasches Räsonieren?
19. Februar 2024
Weil er längst schon tot war, ohne dies zuzugeben, konnte er sich fünfzig Jahre auf seinem toten Pferd halten und rufen „Ich bin oben“.
20. Februar 2024
„Über Board geworfen“ – eine sprachschöpferische Neuerung der Denglisch-Trainierten.
21. Februar 2024
Das Vorhandensein von Fehlern in einem Text wird als Nachweis dienen, daß er menschengemacht ist. Bis die menschengemachte Kunstmaschine auch solche Fehler erzeugen wird. Der Fortschritt macht den Glauben zwingender – zu glauben, menschlich zu sein und Menschen zu sein.
22. Februar 2024
Sie betrachten es als entbehrlich und vielleicht sogar schädlich, Europa im Herzen zu haben, wo es doch viel größer ist als ihre schäbige Community. Es genügt ihnen, Europa im Portemonnaie zu haben, als hintere Fußnote.
23. Februar 2024
Eine Krankheit zu überwinden ohne Isolation der Kranken - welch grausame Selbstüberschätzung.
24. Februar 2024
Glaubt ihr wirklich, der durchschnittliche professionelle Nazi sei bösartiger gewesen als der durchschnittliche professionelle Stalinist der dreißiger und vierziger Jahre?
25. Februar 2024
Krokodile, Nilpferde, Nashörner, Tiger, Löwen, Haie sind weniger gefährlich als der Homo Sapiens.
26. Februar 2024
Wäre doch der Mensch dem Menschen ein Wolf - also ein Wesen, das in neunundneunzig Prozent der Fälle Frieden in seinem Rudel hält.
27. Februar 2024
Politiker zu werden setzt naturnotwendig die Bereitschaft zur Selbstbefleckung voraus.
28. Februar 2024
Zu überleben, sich lange zu behaupten ist mehr wert, als recht zu haben oder Recht zu bekommen.
29. Februar 2024
Das Schrecklichste ist, in einer Menge verloren zu gehen und nach der einen zu suchen.
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