TAGEHEFT
ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).
1. Oktober 2024
Die hilfreichen Sackgassen.
2. Oktober 2024
Es gibt Täter. Es gibt das Volk und viele Völker. Aber es gibt kein Tätervolk, kein einziges.
3. Oktober 2024
Eine der übelsten Verfehlungen ist es, ohne Not Hilfe zu verlangen.
4. Oktober 2024
Wie Father McKenzie schreiben wir Predigten, die niemand hören wird. Wir üben sie für uns, in Niedergeworfenheit.
5. Oktober 2024
Ich glaube an Gott, nicht an den Frieden. Wie sollte man an etwas glauben, das es nachweislich nicht gibt?
6. Oktober 2024
Es ist ein Teil fortschreitender Demokratisierung, daß es nun den Sklaven gestattet ist, ihren Oberherren die Freundschaft zu erklären und ihnen hohe und höchste Orden zu verleihen.
7. Oktober 2024
Statt einer aufrechten Haltung mit dem Kopf in den Wolken und erhabenem Blick in den Spiegel möchte man den ebenso rückhalt- wie rückgratlosen Journaillisten wünschen, daß sie auf allen vieren und nah am Boden nach der Wahrheit schnüffeln. Leider bleibt das in aller Regel ein frommer Wunsch.
8. Oktober 2024
Schuld ist privater Besitz. Man sollte niemandem die Schuld stehlen.
9. Oktober 2024
Mit großer Findigkeit hatte die Eintagsfliege, die im Saftglas ertrank, am Ende doch noch einen Zugang gefunden.
10. Oktober 2024
Die Mäuse hatten sich dort, wo im schwarzen Behälter das tödliche Gift für ihre Verwandten gelegen hatte, häuslich mit Haselnüssen und Bucheckern eingerichtet.
11. Oktober 2024
Alle Idyllen reichen mit ihren Wurzeln in die Kindheit zurück – in die ärmste und unbeschwerteste Zeit.
12. Oktober 2024
Die, die PFUI rufen über unsere Ansichten, sollten ihren Ausruf an all das richten, was den Menschen und mit den Menschen geschieht. Trotz gegenteiliger Behauptungen: Wir sind nicht allmächtig, wir haben die Welt nicht geschaffen, wir sind nicht für ihren Zustand verantwortlich.
13. Oktober 2024
Der Schlaf übernimmt die Reste.
14. Oktober 2024
Die, die eine Zeit mit dir gearbeitet haben oder dir sogar eine Zeit nachgelaufen sind, solange du tatest, was sie für richtig und ihnen zuträglich hielten, gehören zu einem Umfeld, das vielleicht sogar in den Randstreifen deine Ernte gedüngt hat. Mehr haben sie nicht mit dir zu tun und du mit ihnen.
15. Oktober 2024
Am ehesten dienen bittere Worte einer Gesundung.
16. Oktober 2024
Keinen Finger rühren für Menschen, die nichts für ihre Kinder und ihre eigenen Leute übrig haben und nichts für sie tun.
17. Oktober 2024
Treue ist wechselseitig ohne Bedingungen.
18. Oktober 2024
Niemand hat ein Recht, einem Vertriebenen seine Sehnsucht zurück, sein Ressentiment und sein Bestehen auf seinem uneingeschränkten Heimatrecht zu verwehren.
19. Oktober 2024
Welchen Sinn hat es, Revanchismus anzuprangern, wenn sich ohnehin in einigen Fällen die Revanche nicht verhindern läßt? Diese Revanche hat regelmäßig mehr gute Gründe für sich, als das vorangehende Unrecht sie besaß.
20. Oktober 2024
Die Verteidigung benötigt Waffen und Entschlossenheit und keine Rechtfertigungen.
21. Oktober 2024
Gold und Silber, Samt und Seide in den Kirchen sind naturnotwendige Elemente der Schönheit und der Kultur. Wer diese Zeichen abschaffen will, der ist arm an Geist und bisher noch zu reich an Geld und Macht. Solche Leute verdienen es, für ihren Krieg gegen unser spirituelles und materielles Erbe zu bezahlen, bis ihr letztes Privateigentum vergesellschaftet ist und sie, gut versorgt aus der kommunalen Kleiderkammer und gesättigt aus der ehrenamtlichen Suppenküche, die Chance erhalten haben, ihr Leben und ihre Sicht auf die Welt zu ändern.
22. Oktober 2024
Die Ungewißheit und die Verweigerung, ein Wissen über Gott vorzugeben, ist der Wesenskern des Protestantismus. Die von ihm Abgefallenen und zu den Katholiken Übergewechselten haben diese so menschliche und so tröstliche Ohnmacht nicht aushalten wollen und aus ihrer Schwäche Entscheidungsgröße zu machen versucht.
23. Oktober 2024
Glauben zu können ist eine Gnade, um die man bitten und für die man beten kann.
24. Oktober 2024
Wer würde die Behauptung wagen, er wisse, warum Gott die gewaltigen Morde nicht verhinderte? Wer würde eine Anklage wagen? Vor welchem Gericht? Es bleibt eine Sache der Menschen, die die Menschen mit sich abmachen müssen.
25. Oktober 2024
Die Theodizee-Frage ist eine ebenso mögliche wie unbeantwortbare Gotteslästerung.
26. Oktober 2024
Wer hätte mehr Recht zu schweigen als ER.
27. Oktober 2024
Was wir uns wünschen: Meist das Unwirkliche, meist den Ausgleich unseres Defizits.
28. Oktober 2024
Es zeichnet den Pöbel aus, nach dem „Hosiannah“ sein „Kreuziget ihn!“ zu brüllen.
29. Oktober 2024
Niemals aufgeben, daß die Kunst göttlichen Ursprungs und göttlich ist. Wem das Spaß macht, der mag sie herunterziehen und herabwürdigen – es schadet ihr nicht.
30. Oktober 2024
Unabhängig davon, was ein Handwerker kann und von sich meint, bleibt der unüberwindliche Graben zwischen Kunst und Handwerk, zwischen den Schöpfern und den unerläßlichen Ausfeilern und Kopierern. Ein wenig kreativ zu sein, ist hilfreich, erzeugt aber keine Schöpfung.
31. Oktober 2024
Dichtung kann nicht hart genug sein. Sie muß kämpfen und schlagen.
zum Seitenanfang
|