Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).

1. Dezember 2024
Ihr Brandschutz schützt die Brände.

2. Dezember 2024
Gäste, die sich nicht wohlfühlen, sollten ohne provozierende Vorwürfe still die Party verlassen und die Ursache ihrer Mißstimmung zunächst einmal bei sich und ihren überzogenen Erwartungen suchen.

3. Dezember 2024
„Hysteriker Karl Schlögel: Rußland ist der Feind“. Nicht Schlögel ist der Feind, aber die Schlögelei, die verbissene Suche nach Feinden, die viel zu groß sind für ein klein gewordenes und sich weiter verkleinerndes Land. Verfeinert durch eine Erzählkunde der 1001 Märchen.

4. Dezember 2024
Schlimmer als jeder äußere Gegner die Feinde im eigenen Trupp. Verdientermaßen hassen sie sich selbst wie die Pest, aber nicht einmal das wird ihnen als Leistung angerechnet werden.

5. Dezember 2024
Eines der todankündigenden Zeichen der Dekadenz: Wenn viele nicht mehr sein wollen, was sie vorgegeben sind, wenn sie ihr biologisches Schicksal nicht annehmen wollen, sondern es verschieben wollen ins Gewünschte und Erträumte.

6. Dezember 2024
Auch wenn die blutleeren Kopfgebärer im Kamingespräch eingestehen, daß die Evolution nicht nach den menschengemachten Moralanweisungen fragt, ziehen sie daraus keine Konsequenzen. Denn sonst müßten sie zugeben, daß die Menschheit längst ausgestorben wäre wie die Höhlenbären und die Neandertaler, gäbe es nicht die Hormonwallungen und –wellen der Pubertät, die Übergriffe von Männern in der freien Wildbahn und die Beischlafangebote loser Frauen. So problematisch und unerfreulich diese Phänomene im Einzelnen sein mögen, so sehr man jedem Kind ein glückliches Aufwachsen in einer guten Familie wünschen würde – das größere Problem ist allemal die große Zahl der Unfruchtbaren, der Kinderfeinde und der vor jeder Berührung zurückschreckenden Kontaktunfähigen.

7. Dezember 2024
Wer es mag, soll sich kastrieren lassen und das als ein Menschenrecht betrachten. Wer anders denkt und sprech- wie denkfähig ist, darf sich von niemandem ein Wort verbieten oder vorschreiben lassen.

8. Dezember 2024
Immer wird es manche Leser und manche Bedichtete geben, die unter meinen Büchern leiden, und das ist gut so.

9. Dezember 2024
Wir Dichter haben keine Zeit, uns als Wahrsager zu versuchen. Im Grunde sind wir WARSAGER.

10. Dezember 2024
Eine illegitime Regierung zu delegitimieren ist im Interesse des Staates und erste Bürgerpflicht.

11. Dezember 2024
Für die allzu Weichen und allzu Empfindlichen ist Heilung nur durch harte Schläge zu erwarten – entweder vom Schicksal in allen Formen oder von wohlwollenden Begleitern und Beobachtern mit scharfen Worten.

12. Dezember 2024
Das Ausbleiben von Satiren verweist nicht auf ein Fehlen geeigneter Themen oder Anlässe, sondern auf ein generelles Ersticken von Kritik.

13. Dezember 2024
Täglich können wir beobachten, wie Wein in Wasser verwandelt wird und wie schlechtes Wasser in schlechteres Wasser verwandelt wird.

14. Dezember 2024
Die Verteufelung des Genusses will die Arbeit derer, die in der Landwirtschaft oder im Weinbau ihr Bestes geben, zunichtemachen. Die Anpreisung der Ersatzprodukte und ihres schlechten Geschmacks ist eine besonders infame Beraubung eines freien Lebens.

15. Dezember 2024
NIE WIEDER KRIEG – eine verständliche und sympathische, aber gleichwohl wirkungslose und unvernünftige Parole.

16. Dezember 2024
Man könnte sich wünschen, daß ein seelisch kranker Kaufmann im Orient vor mehr als tausend Jahren keine abgekupferte Sekte gegründet hätte oder daß diese im Orkus der Jahrhunderte bald schon verschwunden wäre, zur Not unter den üblichen Massakern. Ähnliche Gefühle erzeugt der Gedanke an den viellesenden österreichischen Lumpenbohemien und seinen vorseherischen Spezialverein, der sich von links und rechts die Stichworte stahl. Aber mit diesen biederen Wünschen ist außer geringer Wutabfuhr nichts gewonnen.

17. Dezember 2024
Eine Kirche, die bestimmten Parteien zu Hilfe kommt, weil sie gerade das Machtzentrum bilden, und andere, denen sie Haß und Hetze vorwirft, mit Haß und Hetze verfolgt, ist ein stinkender Leichnam.

18. Dezember 2024
Eine Religion, die auf das essentielle Primat ihrer Einzigartigkeit verzichtet und sich in Geschwätz über gleichberechtigte Brüderlichkeit ergeht, ist schon verloren.

19. Dezember 2024
Die Mission benötigt keinen Befehl, sondern nur Wohlwollen gegenüber allen Menschen (und immer muß sie sich naturnotwendig an alle Menschen richten) und Verzicht auf alle politischen Zwecke und Hintergedanken.

20. Dezember 2024
Unsere einstigen Leute – und unter ihnen auch die, die schuldig wurden - sind unsere Fürsprecher, sie zeugen für uns und unsere Unschuld. Die Mörder und Vertreiber der Juden wie der Deutschen dagegen stehen allein vor dem Weltgericht. Ströme von Blut schwemmen sie in den Abgrund.

21. Dezember 2024
Immer ist der Alte Bund im Neuen Bund inkorporiert. Seine Ausgliederung und Abtrennung ist Selbstzerstörung.

22. Dezember 2024
Auch die Toten haben eine Zeit, ihre Zeit. Die Ewigkeit kann nicht beginnen und nicht enden.

23. Dezember 2024
Wenn wir zurückdenken an das verlorene, nie erreichte Land, wo wir nicht geboren werden konnten, wie soll man das Gefühl, das sich zurückrichtet in das Nicht-Mehr-Vorhandene und das Nie-Vorhanden-Gewesene, anders nennen als RESSENTIMENT.

24. Dezember 2024
Das zwanghaft gehäufte GENAU offenbart die allseits plastische Nachtrabigkeit eines Teils der jungen Generation.

25. Dezember 2024
Erzählt den Kindern nicht den kindgerechten Schmonzes-Müll, sondern berichtet ihnen von den schwierigen Kämpfen, die ihr hattet auf dem langen, langen Weg.

26. Dezember 2024
Es ist kein Zeichen von Größe, wie die RAF es gegenüber Helmut Schmidt praktizierte, einen Menschen von relativ normaler Körpergröße als ZWERG zu verhöhnen.

27. Dezember 2024
Denken kann man in jeder Sprache. Zumindest denken, daß man denkt. Aber philosophische Gedanken fassen und ausdrücken kann man nur in einer Sprache, die in sich, in ihrem Gefüge und ihrer Gestalt philosophisch ist.

28. Dezember 2024
Rettet euch vor den Rettungsschüssen!

29. Dezember 2024
Unser Nichtwissen und unsere nebelhaften Ahnungen treiben uns an und vorwärts.

30. Dezember 2024
Man sollte niemandem verwehren, in Tätowierungen oder im Islam nicht eine Verirrung zu sehen.

31. Dezember 2024
Jede Kostümierung begünstigt die Zielfernrohre der Feinde.

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