Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019, das fünfte (2019-2020) 2021, das sechste (2021-2022) 2023 (siehe unter AKTUELLES).

1. August 2024
Hier ist die tägliche Atemempfehlung der Bundesregierung.

2. August 2024
Ich bleibe sitzen. Ich stehe nicht auf.

3. August 2024
Ob ich mir große Sorgen mache wegen eines möglichen Erfolges der Altparteien bei den anstehenden Wahlen hat mich kein Radioreporter je gefragt.

4. August 2024
Wer von ABHOLEN und MITNEHMEN des politischen Publikums redet, folgt – meist ohne es zu bemerken und ohne es bewußt zu wollen – den Strukturen und Mustern der Tyrannis.

5. August 2024
Es gibt genug, was sich an Deutschen hassen und verbessern läßt, aber all dieses abzustreifende Beiwerk darf niemals dazu führen, daß man das Volk als Ganzes nicht mehr liebt oder es sogar haßt.

6. August 2024
Lohnt sich ein halber Satz zu denen, die nicht die Wälder, die Flüsse, die Wiesen ihrer Heimat und den Klang ihrer Sprache lieben, die nicht mit innerer Bewegung an die Berge und die Meeresküsten denken und an alles, was ihren Landsleuten Heimat und Verwurzelung bedeutet?

7. August 2024
Sie, die hier geboren sind und in der Regel vergessen haben, daß sie aus seit Jahrzehnten oder sogar seit Jahrhunderten mit diesem Land verbundenen Familien stammen, sollten offen eingestehen, wie fremd ihnen Deutschland ist und akzeptieren, daß ihnen, wenn sie es an Fremde abtreten wollen, gerechter Zorn und verdienter Ekel entgegenschlagen.

8. August 2024
Es wird immer Menschen geben, die den Teppich unter ihren Füßen in Brand setzen.

9. August 2024
Was soll man von Mitmenschen mit deutschen Papieren (die Engelsgeduld des Papiers!) halten, die von Chamäleona Harris begeistert sind und die in der Filialrepublik Germany sie ach so gern wählen möchten?

10. August 2024
Die Kleinen sind schwer zu fangen.

11. August 2024
Wittgenstein hatte recht mit seinen Aussagen zum Unsinn. Es gibt zahllose unsinnige Fragen in der Art von „Wieviel Kilogramm sind es von Hongkong bis Manila auf dem Landweg?“ Ähnlich sind die sinnlosen Fragen nach Attributen und Motiven Gottes. Das BILA KAIF stammt aus der altarabischen Weisheit, die neunundneunzig Pseudonyme Allahs dagegen aus der Mohammed zugeschriebenen Poesie des Schwindeldekors. Es gilt GOTT IST GOTT – kein Wort mehr.

12. August 2024
Niemals ist ein Bild mehr als eine der zahlreichen sekundären Existenzmöglichkeiten einer Tatsache.

13. August 2024
Wir haben von Gott kein Bild, da niemals ein begrenzter Geist ein Bild des Unendlichen haben kann. Unsere Bilder von Gott sind lediglich inhaltsleere und rein funktionale Symbole und Chiffren. Zwar ist jeder von uns eines der Bilder Gottes, aber alle Menschen, seit es Menschen gibt und solange es Menschen geben wird, reichen nicht aus, um ihn anders als sinnbildlich wiederzugeben.

14. August 2024
Kein Bild ist mehr als ein Bild.

15. August 2024
Wie sollte der Glaube an das Unfaßliche sich fassen lassen?

16. August 2024
Ich kenne keinen absolut guten Menschen. Ich kenne kein absolut gutes Wort.

17. August 2024
Er ging ohne Rücksicht und ohne Reue seinen Weg strikt vorwärts, der ihn bedauerlicherweise über die anderen führte.

18. August 2024
„Ich kann nicht klagen.“ Aber sie alle könnten doch klagen. Wollen sie nicht, weil sie eigentlich nicht sollten oder verzichten sie auf die Klage wegen der Aussichtslosigkeit des Prozesses?

19. August 2024
Wenn ein Präsident gut ist in seiner Selbstbehauptung und gut für sein Land oder wenn er zumindest besser ist als das vergiftete Alternativangebot, so heißt dies nicht, daß er für uns in unserem so fernen und so verschiedenen Land gut sein muß.

20. August 2024
Neutralismus verlangt, wach und kritisch zu sein und sparsam zu loben.

21. August 2024
Erst wenn man bewiesen hat, daß man etwas gekonnt hätte, ist es der Erwähnung wert, daß man es nicht getan hat.

22. August 2024
Nach der Zerstörung ist das erste die Entscheidung zwischen einem Neuanfang nach Schaffung einer tabula rasa und einer Rekonstruktion aus Resten und Ruinen. Beide Möglichkeiten sind geschichtlich vorbelastet. Im Neuen steckt soviel Altes und im scheinbar wiederhergestellten Alten soviel Neues. Nicht immer verbergen die Burgmauern die Stahlskelette und nicht immer ließ sich das vergossene gespenstische Blut vollständig abwaschen.

23. August 2024
Ein Politiker muß zu allem entschlossen sein oder er hat seinen Beruf verfehlt. Allerdings ist dies zu erfüllen eine notwendige und keineswegs eine hinreichende Bedingung. Moralisch gefestigt ist der homo politicus, wenn er von sich zu Recht sagen kann: “Ich vermeide vermeidbare Verbrechen.“

24. August 2024
Wir kommen aus einer Generation nach dem Nachkrieg, die sich durch eine halbe Revolution aufmunterte und von einer ganzen sprach. Den Krieg vor uns gönnen wir unseren Enkeln.

25. August 2024
Wie unschuldig kann man sein? Nur vor dem ersten Gedanken zu dem ersten Plan oder vor der Anmietung des Fluchtwagens?

26. August 2024
Durch Desinfektion oder durch Stärkung der Abwehrkräfte werden Krankheiten zumindest vorläufig verringert oder ganz vermieden.

27. August 2024
Auch wenn Herz erforderlich ist, um ein Geflecht mit anderen hervorbringen zu können und bei ähnlicher Produktion zu Absprachen zu gelangen, ist damit in der Verbreitung von Dichtung und im Bekanntwerden der Dichter zwar einiges zu erreichen, aber nicht eine einzige bedeutende Zeile zu schaffen. Die entsteht im Alleinsein und wie von allein.

28. August 2024
Scharf hinschauen, scharf aussprechen, was du siehst und ohne ein Herumdoktern mit Patentrezepten das Unerläßliche tun.

29. August 2024
Es gibt im Deutschen diese kurzen und scharfen Worte, die die ganze Häßlichkeit und Widerwärtigkeit ihres Gegenstandes ausdrücken wie WARZE und ZECKE. SEHNSUCHT und ROSE dagegen schwelgen in ihrem langen gedehnten Klang.

30. August 2024
Ab welchem Punkt in Zeit und Raum ist eine Tatsache ein Rest, wo beginnt, wo endet der Übergang zwischen der Ganzheit der Gestalt und dem noch Bleibenden?

31. August 2024
Die Gesichtszüge sind dir eingeschrieben. Nimm sie als Ehrenzeichen.

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