Weinbaum,
der immer zu uns kam, auf unseren Hof
und er kaufte Tiere, sprach mit den Kindern,
gab ihnen Nüsse oder kleine Figuren
und nahm ihre Ratschläge an
oder berichtigte Geschichten
über Geister und Angst vor der Flucht,
auf unserem Hof, dem wir verlorengingen,
so nahe wie Pessach an Ostern, so nahe
wie Leiche an Leiche fällt, im Gefängnis
ist man nicht tot, noch nicht, Geschrei
und der Geruch brennenden tätowierten Fleisches,
ehe die Haare abfielen
in den einzelnen Lagern,
Weinbaum, der zu uns kommt
und den Hof sucht und zu finden sind in einem alten Photo
der Brunnen und die Fragen,
von denen niemand
gewußt haben wollte


©1998 Rolf Stolz