Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019 (siehe unter AKTUELLES).

30. September 2021
Wer Abneigung gegen eine Menschengruppe erzeugen oder verfestigen will, gewährt ihr eine Quote.

29. September 2021
Fast so sicher wie die Vergeblichkeit der altbekannte Hinweis, es sei nicht alles vergeblich. Nicht alles, aber wie vieles denn?

28. September 2021
Daß ein heißes Herz gefährlich wird, wenn der Kopf nicht kühl bleibt.

27. September 2021
Zur Not für ein bis zwei Menschen schreiben.

26. September 2021
Ist Elenderes und Unwürdigeres denkbar, als Sprecher zu sein für ein Unternehmen oder eine Einrichtung und sagen zu müssen, was man sagen muß?

25. September 2021
Der Fremde kann sich wünschen, was er will. Anspruch hat er, wenn er sich berechtigt im Lande aufhält, lediglich darauf, daß man ihm Auskunft gibt und ihn vor körperlichen Angriffen bewahrt. Vor Beschimpfungen, Mißverständnissen und dem Zeigen kalter Schultern kann man ihn schon in seinem ureigensten Interesse nicht bewahren. Ohne das mindeste Vorrecht muß er sich dem rauhen Wind des jeweiligen Landes ganz hinten in der Warteschlange stellen, muß er in der Schule des Lebens lernen und sich erziehen lassen.

24. September 2021
Der Denunziant fühlt sich schuldig wegen einzelner Taten und vielen Gedanken. Er hofft, durch die Denunziation seine Schuld vergeben zu bekommen.

23. September 2021
Weil sie im Grunde wissen, daß sie unrecht haben, beschränken sie sich darauf zu glauben.

22. September 2021
Eine seltsame Hoffnung, das Ende der Menschheit nicht zu erleben - wegen zeitlichen Vorrangs des eigenen Endes.

21. September 2021
Mangel an Bewegung, Mangel an Arbeit: Einzelmenschliche und gesamtgesellschaftliche Erkrankungen sind die unvermeidliche Folge.

20. September 2021
Große und auffällige Besonderheiten können unter den normalen Umständen hilfreich sein. Auf der Flucht sind sie stets gefährlich.

19. September 2021
Es gibt keine warmen Formen – nur solche, die auf kurze Zeit erhitzt waren und noch nachglühen. Die Formung ist eine Aufgabe für kalte Rechner.

18. September 2021
Der Fremde hat immer einen Kredit und mildernde Umstände, allerdings oft nur bei sich selbst und einigen Wohlwollenden. Wenn es aber einer der Unseren ist, der uns verrät, so trifft uns dies, als seien wir selbst es gewesen, die die Ordnung zerstörten.

17. September 2021
Aus dem Orient die tiefsten Wunden, die tiefste Schicht der Wunden. Die westlichen Jahrhunderte hinterließen nur oberflächliche Kratzer.

16. September 2021
Wer könnte eine Hure noch berühren? Ein Seltener, vielleicht überhaupt nur ein einziger.

15. September 2021
Wir sind, was wir sein könnten, aber wir sind es nicht wirklich, sondern nur im Zustand der Möglichkeit.

14. September 2021
Jene Zeit inmitten der Siege, als der Täter bekannt sein wollte. Jene Zeit nach der Niederlage, als der Täter nichts getan haben wollte und sich vor sich selbst versteckte.

13. September 2021
Er ging seinen Weg, er nahm sich, was zuvor nicht das Seine gewesen war, ohne eine Frage zu stellen, nicht einmal sich selbst.

12. September 2021
Auch Dummheit kann ein Verbrechen sein. Am Anfang der Verbrechen Hitlers steht seine inbrünstige und uneingeschränkte Zustimmung zu einem trotz einiger berechtigter Anliegen vollkommen kriminellen Programm.

11. September 2021
Wenige Gesetze sind notwendig. Eines davon ist die Sicherung, daß mit schweren Strafen bedroht wird, wer das Volk spaltet, wer zum Rassen- oder Klassenhaß aufruft. Durch ein solches Gesetz wäre eine Partei wie die NSDAP von vornherein verboten, ein Hitler hinter Gittern oder ins Exil vertrieben und auch den Stalinisten aller Schattierungen wäre der Teppich unter den Füßen weggezogen.

10. September 2021
Ein Herz, eine Entscheidung, ein Leben für ein Land: Wer das nicht will, soll als rechtstreuer Ausländer in Deutschland bleiben, ohne Anspruch auf einen zweiten Paß, oder er soll gehen. Diejenigen, für die die Türkei „unser Land“ und Erdogan „unser Präsident“ ist, müssen ihre ganze Kraft der Türkei widmen.

9. September 2021
Bei gutem Verlauf der Integration bis hin zur Assimilation fühlen die Kinder sich nicht mehr als Fremde und die Enkel sind es nicht mehr.

8. September 2021
Unintegrierbar sind die Undankbaren, Herrschsüchtigen, übermäßig Anspruchsvollen und alle, die mit breitem Hintern gleichzeitig auf zwei Stühlen sitzen wollen.

7. September 2021
Natürlich ist Integration eine Einbahnstraße, die den neu Hinzukommenden – gleichgültig, ob sie sich als Langzeitgäste oder als zukünftige Staatsbürger sehen – einiges abverlangt. Diese Strecke ist gewunden, holprig und voller Schlaglöcher. Die Alteingesessenen müssen sich lediglich die Neulinge ansehen. Daher sollten die nicht zu zahlreich sein und sich zu benehmen wissen, wenn die allfälligen Widrigkeiten aus Konkurrenz und Verhaltensdisparitäten hingenommen werden müssen.

6. September 2021
Die alte Regel MULTUM, NON MULTA gilt auch in Sachen Multikulti, dem Antagonisten zu jeder Art von Kultur. Man hat entweder EINE Kultur oder KEINE.

5. September 2021
Die Unaufhaltsamkeit der Entwicklung, die an uns vorbei und durch uns hindurchgeht und der wir unsere kurze Lebensspanne lang als unbedeutende zufällige Zeugen beiwohnen. Es ist wie ein Hinausfallen eines fortgeschleuderten Kometenstücks in den weiten unendlichen Raum, abgeschliffen vom Sonnenwind und den Sternenstaub aufsammelnd, bei dem vielleicht noch der Anfang bestimmbar ist, das Ende aber ausbleibt oder sich einfach nur unserem Blick entzieht.

4. September 2021
Am Boden, an der Basis, was gibt es da Erhebendes und Erhabenes?

3. September 2021
Beginnen, ehe die Hecken zu hoch sind.

2. September 2021
DU BIST ANERKANNT teilen dir die Strolche mit, die dich per Bitcoin ausmisten wollen. Wer Anerkennung braucht, dem ist sowenig zu helfen wie einem, der einen JOB sucht und KARRIERE machen will.

1. September 2021
Wir wünschen uns, solange sie uns nicht bewachen und verteidigen müssen, Schoßhunde.

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