Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019 (siehe unter AKTUELLES).

31. März 2021
Schon bei zwei roten Fäden durch dein Leben ist einer zuviel - nicht allein überflüssig, sondern riskant, weil er dich ins Stolpern bringen wird.

30. März 202 1
Unsere Erfahrungen, unsere Traditionen – eine Last, die uns in Balance hält und uns trägt. Unsere Ängste und Rücksichtnahmen – eine Last, die uns hinabzieht und unbedingt abgeworfen werden muß.

29. März 2021
Daß es spät geworden ist, merkst du an deinen nassen Füßen. Ob es zu spät ist, wirst du erst entscheiden können, wenn du losschwimmst.

28. März 2021
Wie soll es ein Einigen geben ohne eine vorherige Einigung, was der gemeinsame Nenner sein soll? Wie soll man einigen, ohne einige auszugrenzen, die auf eine gewisse Zeit in Isolation und unter Quarantäne gestellt werden?

27. März 2021
Angesichts der amerikanischen Tragikomödie spricht alles dafür, daß Barack Obama der schwärzeste Präsident bleibt, den die USA je hatten, und daß der von der jungen Vortragskünstlerin den einen versprochene und den anderen angedrohte Aufstieg den Hügel hinauf ausbleibt. Eher wohl werden die wenigen Schwarzen appellieren an die weniger werdenden armen Weißen, ihnen doch beizustehen gegen das Bündnis der aktivistischen Asiaten mit den zahlreichen Halbindianern aus dem Süden. In manchem eine alte Verwandtschaft aus den Urzeiten, als aus Asien von Sibirien her eingewandert wurde.

26. März 2021
Die, die heute gröhlend hinter ihren bunten Fähnchen marschieren, an der Seite der Maßgeblichen oder in deren erweitertem Gefolge – glaubst du, sie wären damals bei den Verfolgten und Gefolterten gewesen?

25. März 2021
Welche Zufriedenheit, durch Entsagen und Neinsagen vom Trend unberührt zu bleiben.

24. März 2021
Die Renegaten mögen ihre Widerrufe und Schuldbekenntnisse mit sich abmachen. Was mich betrifft, so sehe ich zu beidem keinen Anlaß. Man kann mir das ebenso vorwerfen, wie man mir von anderer Seite her vorwerfen könnte, ich sei nicht dort stehengeblieben, wo ich 1967 stand.

23. März 2021
Selbst wenn du dich bemühtest – du kannst die Welt nicht kälter machen, als sie ist.

22. März 2021
Im mit Rosenöl vermieften Umfeld der Kirchen ist der RESPEKT verschwunden. Mit der feministischen Mütterchen-Verschwurbelung wird das Bild des gütigen und strengen Vaters ausgetrieben. Nur unter den Juden findet sich noch ein Teil, der die Strafe zu fürchten weiß.

21. März 2021
Einmal einen Menschen zu schonen gibt den Mördern das Gefühl ihrer unbedingten Macht – etwa so wie bei der eintägigen Abstinenz des Alkoholikers.

20. März 2021
Das BILA KAIF der Mutaziliten strikt und streng verteidigen. Man kann alle möglichen Beinamen vergeben, aber alle sagen gleichviel. Gott ist weder menschenfreundlich noch menschenfeindlich. Er ist Gott.

19. März 2021
Die Sünder möchten gesegnet werden und aus der Sünde einen Segen machen für sich selbst.

18. März 2021
Unabhängig vom historisch erledigten Revisionismus auf der linken und der rechten Seite muß man aus dem Revisionismus ein methodisches Prinzip machen und ihn selbstbewußt verfechten.

17. März 2021
Gott – das absolute Subjekt, das Anti-Objekt, das ICH jenseits des persönlichen, von uns mit Eigenheiten besessenen kleinen Ichs.

16. März 2021
Beschweren die Leichen deiner erschlagenen Feinde den Fluß, beschwert er sich?

15. März 2021
Der herrliche Rotmilan, die zierliche Maus. Aber die Mäuse leben nicht von den Milanen.

14. März 2021
Materialistisch zu denken bedeutet stets danach zu fragen, erstens was wirkt in der Wirklichkeit und was nicht und zweitens was wirkt positiv und was nicht.

13. März 2021
Vor die Wahl gestellt zwischen einer hilfreichen Illusion, die die Menschen ein wenig bessert oder sie doch ein wenig vom Bösen abhält, und der hilflosen Gegenmeinung, sollte uns die Wahl nicht schwerfallen.

12. März 2021
Wir brauchen die Bilder, um uns den Blick auf den wirklichen unsichtbaren Gott verstellen zu lassen.

11. März 2021
Es spricht ebenso für die Macht des Wortes wie für die Macht der Dummheit, daß ein falsches Wort tödlich sein kann, für den Sprecher wie für den Angesprochenen.

10. März 2021
Sollen wir eine ernsthafte Neubewertung der Sünde vornehmen, weil sie verallgemeinert überall auftaucht? Ist eine modische Sünde per se besser als eine aus der Mode gekommene?

9. März 2021
In der Tat können wir nicht anders, wie es uns eine Tag für Tag sich entblätternde TAGESZEITUNG mitteilt und vorschreibt, als die BLACK-LIVES-MATTER-Bewegung ernstzunehmen. Sehr ernst.

8. März 2021
Die Demokratie ist beweispflichtig, daß sie einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Kunst leistet.

7. März 2021
Der Beweis, daß wir noch nicht tot sind: Wir sterben seit langem ab.

6. März 2021
Unsere Klage um uns – nicht was wir SIND, sondern was wir WAREN.

5. März 2021
Die Erbärmlichen – wird man mit ihnen Erbarmen haben?

4. März 2021
Wer wird annehmen, daß der Bote des Teufels uns unfreundlich anspricht, da er doch unsere Schritte zum Runenberg und zu den Schächten des Goldes lenken will.

3. März 2021
Auch die Hexen müssen geduldig und ohne Zauberkunst auf den Teufel warten.

2. März 2021
Die Schönheit kurzer Sätze, die so sein mußten, aus innerer Notwendigkeit. Die Widerwärtigkeit des Zwangs zu formularkurzen Stummelsätzen - nur weil viele, viel zu viele Opfer der Erziehungsverweigerung und des Kaputtreformierens die Breite ihrer Schmalzfonbildschirme als Lese- und Denkgrenze aufrichten. Lästerung schon im Alltagssektor.

1. März 2021
Du verwunderst dich, daß ein nach dem Krieg Geborener immer wieder vom Krieg spricht, den er doch nicht erlebt hat. Aber er ist doch nach dem Krieg geboren.

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