Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019 (siehe unter AKTUELLES).

30. Juni 2020
Sich durch die Niederlagen härten lassen, ohne sich zu verhärten – welch eine hohe Kunst.

29. Juni 2020
Der Untergang ist hinauszuschieben, bis die Erschöpfung genügend zugenommen hat.

28. Juni 2020
Grenzenlos sind nur die gegenwärtigen Schuldenmacher und zukünftigen Bankrotteure.

27. Juni 2020
Es gab eine Zeit, da wurden die Wächter, die die Ankunft der Feinde nicht gemeldet hatten, sofort hingerichtet, denn im nun beginnenden Kampf war nicht sogleich zu klären, ob es sich um ein ungewolltes Vergehen oder einen absichtlichen Verrat handelte. Heute ist niemand hinzurichten, da niemand wacht und die Tore weit offen sind.

26. Juni 2020
Als Herbert Wehner vor fünfzig Jahren den CDU-Politiker Jürgen Wohlrabe als „Übelkrähe“ titulierte, war das weder nett, noch fair, aber es paßte und saß. Lediglich einzelne Dummerchen aus der CD-Firma versuchten ihren Jürgen zu rehabilitieren, indem sie mahnend darauf verwiesen, auch Goebbels hätte die Namen von Gegnern verdreht, was jedoch dummerweiser durch die Jahrhunderte hindurch die Juden, die Römer, die Germanen und die Maori ebenso praktiziert hatten. Würde man heute die angebliche Feministin und reale Islamistin Kübra Gümüsay umtaufen in HYDRA KÜBELSCHREI, wäre dies ebenfalls nicht unbedingt nett und gerecht, aber ein hilfreicher Warnhinweis wäre es doch.

25. Juni 2020
Wie immer war sie sehr beredt und wie immer kam ihr dabei nicht ein einziger Gedanke in die Quere.

24. Juni 2020
Eine politische Führung hat die Aufgabe, für die zu sorgen, die ihr - ob durch Wahlen oder den Druck der Straße - zur Macht verholfen haben. Sie muß sich selbst erhalten und verhindern, daß Land und Volk vernichtet werden. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist, um jeden Preis zu verhindern, daß ein zu starkes Bündnis der verschworenen Feinde entstehen kann – das Todesurteil in den beiden großen Kriegen.

23. Juni 2020
Was haben die Diebe gewonnen als ein großes Terrain? Und dafür tauschten sie ein eine unvergängliche Schuld - einen Strick, der mit ihrem Hals verwuchs. Wir aber gewannen den unauslöschlichen und durch nichts anderes auszugleichenden Verlust unseres Landes und die darauf gründende Trauer.

22. Juni 2020
War es nicht ein Verbrechen, die Algerienfranzosen und die Harkis den Siegern zu opfern, die sie von ihrem Besitz oder sogar ihrem Leben befreiten?

21. Juni 2020
Die Rassisten fordern, mehr von den ihnen genehmen Rassen in die Akademien aufzunehmen. Wer ihnen nachgibt, gibt sich ihnen in die Hand.

20. Juni 2020
Der Sänger, der so fröhlich singt LASS SIE ALLE REIN, meint nur, daß seine Wohnung ihm gehört. Er sollte wegkriechen, um im Bad zu schlafen. Seine ehemalige Wohnung kann an eine geflüchtete Großfamilie überschrieben werden.

19. Juni 2020
Es gibt Kretins und *innen, die eine Wissenschaft daraus machen, das Land und den Kontinent in andere Hände zu geben. Sie leiden darunter, ignoriert zu werden. Man muß etwas für sie tun.

18. Juni 2020
Bleibe wach und abwehrbereit, wenn man dir einträufeln und vorschreiben will, wer jetzt angeblich der Weltfeind und was das Hauptproblem der Menschheit sei!

17. Juni 2020
Auf der Rechten, auf der Linken und auf allen sonstigen Rängen des Menschheitsparlaments: Die, die Verbrechen der eigenen Richtung leugnen oder beschweigen, sind selbst Verbrecher.

16. Juni 2020
Soll man die Cäsar-Bildnisse zerschlagen, weil der oberflächlich akademisierte Pöbel es fordert, denn er sei doch Sklavenhalter gewesen? Oder müssen wir mit aller Macht das Andenken an alle (die kritische Erinnerung eingeschlossen) verteidigen, die für unser Land stehen, und an alle, die zur Weltkultur und ihrer Geschichte gehören?

15. Juni 2020
Teil des absurden Welttheaters, daß Rassisten für die Abschaffung des Rassismus demonstrieren.

14. Juni 2020
Die, die nie ein Bild malen werden, zumindest nicht eines, das in einem Museum bewahrt wird, verewigen mithilfe irgendeinen kopffernen Körperteils sich für kurze Zeit als Wandverschmierer. Die, denen niemals ein Denkmal errichtet werden wird, wollen erinnert werden als spontan wütende Denkmalzerstörer. Außerhalb der Fußnoten ist ihnen die Auslöschung gewiß.

13. Juni 2020
Sie fühlen sich erhaben, wenn sie hoch oben auf der Rampe stehen und über die noch Lebenden und schon Toten urteilen.

12. Juni 2020
Auch mit dem Attentäter kann dessen mögliches Opfer sprechen, um ihn zu überzeugen – zumindest, solange er die Bombe nicht gezündet hat. Aber wird man in einem Handbuch für die Sicherheitskräfte den strikten Verzicht auf vorbeugende Handlungen empfehlen?

11. Juni 2020
Was suchen die Frevler in einem Heiligtum anderes als den geeigneten Ablageort für ihren Brandsatz?

10. Juni 2020
Es gibt Menschen, die es als Leistung erachten, daß sie stören und zerstören, ohne daß sie je den Müll und Schutt, den sie erzeugen, wegräumen würden.

9. Juni 2020
Es gibt geniale Zerstörer. Sollte man von ihnen andere Schöpfungen und Lebensleistungen erwarten als ein potenziertes Abrißwerk?

8. Juni 2020
Du kannst nicht einmal nachvollziehen, mit welcher Weltanschauung eine Haselmaus bei Wintereinbruch eine Garage durchstreift, und du willst behaupten, daß du in der Lage bist, einen Menschen zu verstehen?

7. Juni 2020
Es ist sinnlos und selbstzerstörerisch auf Weisungen zu warten, deren Kommen ohnehin unwahrscheinlich ist und bei denen nicht entscheidbar ist, ob du nicht selbst ihr Absender warst.

6. Juni 2020
Welche negativen Folgen hat das Futter, das ich den Vögeln hinstreue, um sie zu beobachten? Zumindest den Fischen tut es gut, daß ich sie niemals füttere und ihr Teichwasser nicht in Gefahr bringe. Hilfe kann helfen und sie kann schaden – wie banal und wie zutreffend.

5. Juni 2020
Sind uns die Vögel für das am Vogelhaus hingestreute Futter dankbar? Können wir von den Millionen freiwillig oder unfreiwillig Untätigen erwarten, daß sie dankbar sind für ihren Unterhalt?

4. Juni 2020
Wenn jemand tatsächlich über die Zeitmauer springen wollte und an ihr sich den Schädel einschlägt, wenn er einen Menschen anriefe, mit dem er vor zwanzig oder vierzig Jahren zusammen war und vielleicht waren sie sogar ineinander, wenn er ohne Präliminarien so täte, als sei es damals und eine Verabredung für ein Abendessen bestätigte, würde dann das Gegenüber bereit sein, mitzuspielen und in die gewesenen Träume zu versinken?

3. Juni 2020
Erdrückt von den zahllosen nicht gedachten Gedanken und denen, die kurze Zeit da waren, aber ohne Aufzeichnung und Spur verschwanden.

2. Juni 2020
Es ist mir gelungen, lebenslang diskriminiert zu werden, ohne ein einziges Mal auf der Straße dagegen zu demonstrieren, als Aktivist einen Laden zu plündern oder ihn in Brand zu stecken.

1. Juni 2020
Man kommt durch. Sich an Gittern haltend.

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