Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019 (siehe unter AKTUELLES).

29. Februar 2020
Der einzige, der mir immer folgen konnte: Der Tod.

28. Februar 2020
Regelmäßig sind es die Barbaren, die man zuvor geschont, bewundert und zum Bündnis angeworben hatte, die die Reiche der Gastgeber zerstören. Diese aber können sagen: "Seht, wie wir für uns gesorgt haben. Wir hatten es in der Hand."

27. Februar 2020
Ein hohler Kopf ist leicht. Mit ihm hat sein Besitzer es leicht.

26. Februar 2020
Die Hohlheit der Köpfe ist die fast unüberwindliche Barriere gegen jeden Versuch, sie zu füllen.

25. Februar 2020
Die glücklichsten Gesichter haben die gemalten Engel.

24. Februar 2020
Der Süchtige träumt sich das Erfüllen seiner Sucht herbei. Aber die Sucht ist unstillbar.

23. Februar 2020
Mit Worten kann man Menschen schlagen, aber nur im Sinne einer Ohrfeige, nicht im Sinne der gewonnenen Schachpartie.

22. Februar 2020
Über die giftige schwarzbraune Wolke wird man sich einigen können. Wohl kaum über ihre Verursacher und Nutznießer.

21. Februar 2020
Auf der sozialen Leiter kann man alle unter sich freundlich ermuntern, solange man selbst Kraft und Möglichkeit hat weiter aufzusteigen. Leider sind die Sprossen so schmal, daß kaum einer am anderen vorbeikommt. Nur wenige Wohlgesonnene und Anhänger eines freiwilligen Verzichts sind unterwegs.

20. Februar 2020
Sie wollen die Krone für sich, um sie schleunigst zu verkaufen.

19. Februar 2020
Reinheit bedeutet immer Unfruchtbarkeit und Leere.

18. Februar 2020
Zwei Nullen bewarben sich – nicht als Doppelnull, sondern in Konkurrenz gegeneinander. Aber auch als Addition wären sie keine Potenz geworden.

17. Februar 2020
Wer auf keinen Fall in Gefahr kommen kann, der benötigt keine Vorsicht und kein Mißtrauen. Es ist nur eine Frage des Etats für Personenschützer.

16. Februar 2020
Es gibt die ewige Liebe und Treue. Aber als seltene Ausnahme – so, wie friedliche Tage in einem großen Krieg.

15. Februar 2020
Das Wesen des Krieges: Wenn überhaupt können sich die Soldaten nur auf die erfahrenen Einheiten verlassen. Die aber sind die Morderfahrenen, die mit den roten Händen.

14. Februar 2020
Nur von den Rändern her kann eine Rettung kommen.

13. Februar 2020
Zweitausend Jahre Streit und Sich-im-Stich-Lassen im in Stämme zersplitterten Deutschland, zweihundert Jahre Streit und Geifer-Gift zwischen den Preußen und dem Rest, noch einmal mehr als zwanzig Jahre Unverständnis und Verständigungsverweigerung zwischen West- und Mitteldeutschen - die mit ostdeutschen Wurzeln mittendrin dazwischen.

12. Februar 2020
Judenriecher, Naziriecher – eine Familie.

11. Februar 2020
Am überzeugendsten für uns sind unsere eigenen Antworten auf unsere eigenen Fragen.

10. Februar 2020
Unser Gang am Abgrund. Das Sicherungsseil verläuft von mir selbst zu mir selbst.

9. Februar 2020
Ralf und Susanne, ein west-östliches Traumpaar, beide ebenso imbezill wie impertinent.

8. Februar 2020
Die Spalter suchen nach den Spaltern der Gesellschaft. Ihre Spiegel haben sie verhängt.

7. Februar 2020
Wenn die staatlich sanktionierten Mörder erst auf Null gebracht sind, werden sie für jeden nicht verweigerten Handschlag dankbar sein.

6. Februar 2020
Auch der Verzicht auf scharfe Gewürze schützt nicht vor garantiert geschmacklosen Giften.

5. Februar 2020
Immer ist die Waffe schuldlos. Erst recht das Wort.

4. Februar 2020
Eine Gesellschaft, die sich krank fühlt und in der Tat krank ist, sucht im Abseitigen nach Viren und Pandemieverantwortern.

3. Februar 2020
„Die Familie Wiebold verwöhnt Sie seit 1968.“ Erst nach über fünfzig Jahren habe ich gemerkt, wem ich mein Lebensglück verdanke. Der Unterschied zwischen Werbung und Lüge ist nur der exorbitant gesteigerte Grad der Verdummung und fundierten Dummheit.

2. Februar 2020
Es scheint eine Gesetzmäßigkeit der Vertiefung, Verengung und Gefahrenerhöhung darin zu liegen: Auf die wilden Siebziger mit ihren politischen Kollektiven auf der Schwelle zu Verzweiflung und Gewalt folgten die privaten Momenterhebungen der Achtziger, am Rande der Abgründe Gipfel und Räusche.

1. Februar 2020
In den meisten Fällen ist eine Denkpause eine Pause im Denken, eine Verabschiedung auf Zeit.

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